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Stethoskop
Diagnose einer Esssucht
Neben der Anamnese, der Befragung des Patienten, erfolgt zur Diagnose auch eine Beurteilung des Gesundheitszustandes durch den Arzt.
Esssucht

Diagnose einer Esssucht

Am Beginn einer Diagnose der Esssucht steht die Anamnese, die Befragung des Patienten durch den Arzt. Dabei wird der Mediziner erfragen, in welchen Abständen die Essanfälle erfolgen, ob das Gefühl eintritt mit dem Essen nicht aufhören zu können, ob das Gegessene erbrochen wird oder andere Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung unternommen werden. Um die Diagnose Esssucht stellen zu können, müssen die Essanfälle mindestens zweimal wöchentlich über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten auftreten.

Auch die psychische Situation im Alltag und während der Essattacken liefern dem Arzt wichtige Daten bei der Diagnose der Esssucht. Leidet der Patient etwa unter einem schwachen Selbstwertgefühl, Scham- und Schuldgefühlen nach den Essattacken oder empfindet er kurzzeitige Entspannung nach der Attacke, sind dies in der Regel deutliche Anzeichen für eine Esssucht.

Untersuchung des Körpers zur Diagnose einer Esssucht

Körperlich prägnant sind körperliche Folgeerscheinungen der Esssucht wie etwa Übergewicht und Fettleibigkeit, Rücken- und Gelenkschmerzen, Kurzatmigkeit, mangelnde körperliche Belastbarkeit sowie starkes Schwitzen bereits bei geringer körperlicher Aktivität. Bei Anzeichen von Übergewicht oder Adipositas wird der Arzt das Herz-Kreislauf-System des Patienten mittels Elektrokardiogramm (EKG) untersuchen. Auch die Bestimmung des Body-Mass-Index (BMI) sowie die Messung der Blutzucker-, Blutfett- und Harnsäurewerte liefern wichtige Daten bei der Diagnose der Esssucht und ihrer Folgen für den gesundheitlichen Allgemeinzustand des Patienten.

In seltenen Fällen haben die Essattacken ihre Ursache in einer gutartigen Tumorerkrankung der Bauchspeicheldrüse. Diese also Insulinom bezeichnete Erkrankung verursacht die vermehrte Produktion von Insulin und dadurch ausgelöste Unterzuckerungen. Die Unterzuckerungen führen in der Folge zu Heißhungerattacken, die mit einer Gewichtszunahme einhergehen.

Psychologische Untersuchung

Esssucht wird seitens der Medizin als psychologische Erkrankung eingestuft. Der Grund liegt darin, dass Essattacken als Vermeidungsverhalten angesehen werden. Mithilfe der Essattacken versucht der Betroffene sich Befriedigung zu verschaffen, um negative Gefühle wie Stress, Scham- oder Schuldgefühle oder Minderwertigkeitsgefühle für kurze Zeit zu überlagern. Bestätigt sich seitens des Allgemeinmediziners der Verdacht auf eine Esssucht des Patienten, wird er diesen an eine psychotherapeutische Klinik oder einen niedergelassenen Psychologen oder Psychiater überweisen, der dann weitere Tests mit dem Patienten durchführt.

Diese Tests bestehen zumeist aus gezielten und strukturierten Fragen an den Patienten. In spezialisierten Fachkliniken wird als Diagnoseverfahren häufig der „Eating Disorder Examination“-Test (EDE) eingesetzt, bei dem dem Patienten Fragen zu seinem Essverhalten und seinem Körperempfinden gestellt werden. Dieser Test hat sich als zuverlässig bei der Diagnose diverser Essstörungen erwiesen. Darüber hinaus gibt es eine Fragebogenversion dieses Tests, den „Eating Disorder Examination-Questionnaire“ (EDE-Q), der eine erste Hilfe zur Selbstbeurteilung des Patienten darstellt.

Ausführliche Informationen zum EDE-Q und den Test selbst finden Sie hier.

Guido Maiwald